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18.04.21 –
Auswertung des Amphibienzaun-Projektes 2021
Am 22.05.2021 wurde der Amphibienzaun an der Verbindungsstraße Pastetten-Karlsdorf wieder abgebaut. 8 Wochen lang wurde das Wanderverhalten der Tiere vor Ort beobachtet und dokumentiert. Verschiedene Amphibien konnten so vor der für sie lebensgefährlichen Straße aufgehalten und über die Landstraße getragen werden. Jeden Tag wurde die abgesteckte Strecke mindestens einmal abgegangen und so kontrolliert, ob Tiere in die Eimer gefallen waren.
Die erfreuliche Nachricht zuerst: Seit dem Errichten des Zauns wurden auf den täglichen Kontrollgängen entlang der Straße keine überfahrenen Amphibien mehr aufgefunden. Der Zaun hat also seinen Zweck erfüllt und Wirkung gezeigt. Das hat uns Beteiligte gefreut.
Leider zeigt die Auswertung der erfassten Daten aber insgesamt eine sehr traurige und schockierende Entwicklung. Unsere Befürchtungen im Hinblick auf die Populationsgrößen der Amphibien haben sich bestätigt. Es ist bei allen Arten ein dramatischer Rückgang an aufgefundenen Individuen zu erkennen. Dank der Aufzeichnungen, die (leider nicht lückenlos) bis ins Jahr 2004 zurückgehen, können wir die Daten der früher beobachteten Amphibien mit den diesjährigen Erkenntnissen abgleichen und so Rückschlüsse auf Veränderungen hinsichtlich der Artenvielfalt und der Populationsgrößen ziehen.
Hier die wichtigsten Ergebnisse knapp zusammengefasst:
Die Anzahl der erfassten Tiere hat dieses Jahr einen traurigen Tiefpunkt erreicht. Zwar sind die Zahlen schon seit 2009 stetig zurückgegangen (von ca. 1450 auf unter 1000), mit einem so beklagenswert niedrigen Ergebnis für 2021 haben wir aber nicht gerechnet. Von Fünfzig dokumentierten Tieren im Jahr 2011, konnte dieses Jahr nur noch Eines beobachtet werden.
Jahr * | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2021 |
Anzahl an übergesetzten Tieren (insg.) |
1276 |
2441 |
1578 |
ca. 900 |
1109 |
1456 |
1277 |
980 |
19 |
Anzahl an übergesetzten Erdkröten |
1031 |
1749 |
1459 | keine Daten |
1086 |
1351 |
1163 |
857 |
10 |
* in den Jahren von 2012-2020 wurde der Zaun nicht aufgebaut bzw. keine Daten erfasst. (In den letzten Jahren in denen kein Zaun errichtet wurde, wurden nur vereinzelt überfahrene Amphibien bemerkt, es ist also davon auszugehen, dass sich auch in diesen Jahren die Zahl der Individuen stetig verringert hat.) Besonders überraschend und alarmierend ist die Tatsache, dass vor allem die Zahl der eigentlich so anspruchslosen Erdkröten so deutlich dezimiert wurde. Erdkröten werden durchschnittlich über zehn Jahre alt. Die Weibchen legen jährlich bis zu 6.000 Eier. Damit sind, biologisch betrachtet, die Voraussetzungen für eine schnelle Regenration der Bestände durch viele Nachkommen eigentlich erfüllt. Trotzdem zeigen die Zahlen und Beobachtungen einen entgegengesetzten Trend.
Auch die Zahl der verschiedenen erfassten Arten, die uns Hinweise auf die Artenvielfalt des Ökosystems liefert, ist erschreckend rückläufig. Am Anfang des Projekts dieses Jahr waren wir noch froh über das unerwartet schnelle Auffinden von Erdkröten, Bergmolchen und Grünfröschen. Leider blieb es dann aber auch bei diesen drei Arten. Wechselkröten, Laubfrösche und Teichmolche, die vor allem in den ersten Jahren noch zahlreich gewandert sind, fehlten dieses Jahr gänzlich.
Jahr* | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2021 |
Anzahl der verschiedenen vorgefundenen Arten |
8 |
7 |
7
|
keine Daten |
7 |
6 |
7 |
7 |
3 |
* in den Jahren von 2012-2020 wurde der Zaun nicht aufgebaut bzw. keine Daten erfasst
Diese erschreckende Entwicklung ist aber nicht nur in unseren Gemeinden (Pastetten/Forstern) zu erkennen. Der BUND Naturschutz macht schon seit Jahren auf diesen deutschlandweit erkennbaren Trend aufmerksam. Auch in der SZ wurde vor kurzem ein Artikel über das Wanderverhalten der Amphibien in Dorfen veröffentlicht. Die Zahlen der erfassten Individuen waren auch in dieser Gemeinde so stark rückläufig, dass die Naturschützer:innen den Schutzzaun seit Kurzem gar nicht mehr aufstellen. Die Tiere sind auch dort fast restlos verschwunden. Es ist alarmierend, dass solche schrumpfenden Zahlen schon seit Jahren in ganz Deutschland festgestellt werden.
Wir vor Ort waren anfangs schlicht überfragt, wie sich diese drastische Tendenz begründen lässt. Ein so bedeutsamer Rückgang der Amphibien direkt vor der Haustür war für uns unerklärbar. Expert:innen, unter anderem vom Bund Naturschutz, liefern zum Glück hilfreiche Erklärungsansätze. Man geht davon aus, dass einerseits der Klimawandel und die daraus resultierende Trockenheit den Amphibien zu schaffen macht, da die Tiere eigentlich sehr feuchte und warme Witterungsverhältnisse für ihre Wanderung benötigen. Zudem nehmen durch den mangelnden Regen auch die Pegel der Teiche immer weiter ab.Dieses Phänomen lässt sich auch an unserem Pastettener Froschtümpel beobachten. Hier ist der Wasserstand in den letzten 15 Jahren deutlich zurückgegangen (um aktuell ca. -60cm im Vergleich zum Höchststand 2004/5, zeitweise waren es sogar -80cm!). Der wichtige Lebensraum für die Eierablage schrumpft und erhöht so den Konkurrenzdruck unter den Tieren. Andererseits macht sich auch das „Insektensterben“ bemerkbar. Insekten dienen als wichtige Nahrungsquelle für Frösche und Kröten. Durch das Verschwinden der Insekten wird die Nahrungssuche für Amphiben immer schwieriger. Das wirkt sich negativ auf die Populationsgrößen auf. Schließlich sieht man auch in der Landwirtschaft eine mögliche Ursache für die rückläufigen Zahlen an Tieren. So nehmen Amphibien über ihre Haut auf ihrem Weg über Wiesen und Felder ungewollt Pestizide von gespritzten Feldern auf. Das beeinträchtigt die Gesundheit der Tiere stark und trägt somit auch zur Dezimierung der Art bei. Welche Faktoren in wie weit Auswirkungen auf die traurige Situation hier, am Pastettener Froschtümpel, haben, können wir nur mutmaßen. Es wird wohl ein Zusammenspiel der einzelnen oben genannten Gründe sein.
Vor Ort handeln - für Artenschutz und Biodiversität!
Am Samstag, den 27.03.2021, haben die Forsterner GRÜNEN, darunter unsere Gemeinderätin Maria Feckl, die Familie Petri und andere Interessierte, mit Hilfe von Frau Sabine Lanzner vom BUND Erding, den Amphibienschutzzaun an der Verbindungsstraße Karlsdorf – Pastetten aufgebaut. Damit wurde dieses Projekt nach fast zehn Jahren Stillstand endlich wiederbelebt. Ziel ist es, neben dem sicheren Transport der Kröten über die vielbefahrene Straße, auch aktuelle Informationen über mögliche Veränderungen der Populationen zu erlangen und das Wanderverhalten der Tiere zu dokumentieren. Damit wollen wir GRÜNEN nicht nur ganz aktiv ein Zeichen für regionalen Umweltschutz und Biodiversität setzen, sondern auch einen nachhaltigen Beitrag für die Wissenschaft leisten. Wir möchten die diesjährigen Daten mit den Aufzeichnungen vergangener Jahre abgleichen und so Rückschlüsse auf die Entwicklungen des Wanderverhaltens und die Populationsentwicklung ziehen.
Aufgrund der bisher ungünstigen Wetterlage und des häufigen Nachtfrosts sind in den ersten Wochen erst wenige Tiere gezählt worden. Die wechselwarmen Amphibien können sich bei diesen niedrigen Temperaturen kaum bewegen und kommen daher nicht voran. So bleiben die Beobachtungen in den nächsten Wochen entscheidend. Trotzdem haben wir bereits einige erfreuliche Erkenntnisse im Hinblick auf die Artenvielfalt gewinnen können. Neben den häufig vorkommenden Erdkröten wurden auch schon Grasfrösche und ein Bergmolch erfasst.
Wir hoffen, in den nächsten Wochen an diese positive Erfahrung anknüpfen zu können.
Für Rückfragen stehe wir euch sehr gerne zur Verfügung, per e-Mail - maria.feckl@ grueneforstern.de