Eindrücke vom Webinar „Gut und bequem zu Fuß - Vorbild Schweiz“

Am 10.11. fand das grüne Webinar „Gut und bequem zu Fuß - Vorbild Schweiz“, organisiert von Markus Büchler (MdL), statt. Marionna Schlatter (GRÜNE Nationalrätin in der Schweiz) stellte in diesem Zusammenhang zwei interessante Ansätze vor, mit denen die Schweiz versucht, das Zufußgehen attraktiver und sicherer zu machen. Um auch die aktuelle Situation der FußgängerInnen in Deutschland besser zu beleuchten, präsentierte Paul Bickelbacher (Stadtplaner und Mitglied der GRÜNEN im Münchner Stadtrat) noch einige neue Ideen und Verbesserungsansätze zum Thema "Mobilität der Zukunft".

13.11.22 –

Am 10.11. fand das grüne Webinar „Gut und bequem zu Fuß - Vorbild Schweiz“, organisiert von Markus Büchler (MdL), statt. Pünktlich um 18:00 Uhr startete das Online-Meeting mit einer Begrüßung aller Teilnehmenden durch Markus Büchler, der für dir GRÜNEN als Mobilitätsexperte im bayerischen Landtag sitzt. Anschließend berichtete Marionna Schlatter (Mitglied der schweizerischen GRÜNEN und Nationalrätin) über verschiedene mehr oder weniger erfolgreiche Ansätze in der Schweiz, um das Zufußgehen attraktiver und sicherer zu machen. Dabei stand immer die Frage im Fokus, inwiefern die Schweiz bei der Mobilität zu Fuß auch ein Vorbild in Deutschland und besonders in Bayern sein könnte. Marionna Schlatter erläuterte in diesem Zusammenhand zwei Konzepte, die in der Schweiz die Situation für FußgängerInnen verbessert haben.

Zum einen gibt es in unserem Nachbarland schon seit einigen Jahrzehnten - auf Anregen einer Volksinitiative - ein sogenanntes „Fuß- und Wanderwege-Gesetz“, dass die Förderung und Erhaltung bestehender Fußwege vorsieht und die einzelnen Kantone dazu verpflichtet, zusammenhängende Fußwegnetze zu planen und auszubauen. Wird dies bei einem großen Straßenbauprojekt vergessen, ermöglicht es dieses Gesetz, bei offizieller Stelle Beschwerde einzureichen.

Die zweite erfolgreiche Maßnahme, mit der in der Schweiz die Mobilität zu Fuß gestärkt wurde, sind die sogenannten „Begegnungszonen“. In diesen Straßenabschnitten gilt für Autos das Tempolimit 20 km/h und FußgängerInnen haben allgemein Vorrang. Die Begegnungszone ist damit ein Kompromiss aus 30-Zone und reiner Fußgängerzone, in der das Auto eindeutig nicht mehr dominant ist. Studien aus der Schweiz zeigen, dass diese Begegnungszonen von der Bevölkerung sehr gut angenommen werden. „Die Nachbarschaft wird belebt, die Angst vor Belästigungen sinkt, man fühlt sich insgesamt wohler und baut automatisch Vertrauen zu den Behörden auf“, betonte Marionna Schlatter. Die Begegnungszone ist damit ein sicherer, öffentlicher Raum, der Menschen sogar dazu animiert, in umliegenden Geschäften (mehr) Geld auszugeben. Die Begegnungszone als solche lohnt sich also auch wirtschaftlich. Für Schlatter ist dieses Projekt ein wichtiger Beitrag zur Verkehrswende und eine unumgängliche Investition in die Mobilität der Zukunft. Immerhin ist das Zufußgehen die günstigste, natürlichste, gesündeste und ökologischste Mobilitätsform unserer Zeit. Beide schweizerischen Ansätze haben laut Schlatter auch für die kommenden Jahre und Jahrzehnte noch großes Potenzial und das nicht nur in der Schweiz.

 

Im anschließenden Block des Webinars stellte Paul Bickelbacher (Stadtplaner, Stadtrat der GRÜNEN n München und Mitglied des deutschen FUSS e.V.) seinen Verein und den Status Quo der Fußwege und diesbezüglicher Gesetze und Regelungen in Deutschland vor. FUSS e.V. ist in Deutschland Lobby und Fachverband für das Zufußgehen zugleich. Der Verein wird auch selber aktiv tätig, um das Zufußgehen für Menschen in Deutschland attraktiver zu machen.
So wurde kürzlich beispielsweise eine eigene Preisausschreibung auf der Suche nach „Wohlfühlplätzen“ durchgeführt. Dabei stand die fußgängerInnengerechte Aufwertung von Dorfplätzen im Mittelpunkt. Die zwei Hauptanliegen des FUSS e.V. sind laut Bickelbacher einerseits die Durchsetzung bereits bestehender Regeln (wie etwa eine Gehwegbreite von mindestens 2,5 m oder das Vorgehen gegen das Falschparken auf Gehwegen – vor allem ersteres wird auch in Forstern immer wieder beklagt) und andererseits das Entwickeln neuer Ideen und Konzepte (wie beispielsweise vereinfachte Möglichkeiten zur Einrichtung von Tempo-30-Zonen und Zebrastreifen).  Daran anknüpfend gab Bickelbacher einen kurzen Überblick über angedachte Gesetzesänderungen der Ampelregierung, besonders im Hinblick auf das geplante neue Bundesmobilitätsgesetz und eine Überarbeitung des Straßengesetzes. Insgesamt soll der Handlungsspielraum für Kommunen vergrößert und auch finanziell gefördert werden, forderte Bickelbacher. Nur so könne man eine nachhaltige Stadt der kurzen Wege und zukunftsfähige Kommunenfit für eine erfolgreiche Verkehrswende machen.

Im dritten und letzten Teil des Meetings wurden dann noch Fragen aus dem Plenum beantwortet und die verschiedenen Lösungs- und Verbesserungsansätze diskutiert.

Besonders spannend waren die Vorträge auch im Hinblick auf die anstehende Planung eines neuen Ortskernes in Forstern. Bei der BürgerInnen-Begehung unseres Dorfes vor einigen Monaten wurden auch von den BürgerInnen mehrmals Tempo-30-Zonen bzw. verbreiterte Geh- und Radwege gefordert (besonders von den und für die SeniorInnen Forsterns). An einige dieser Wünsche hat auch das Webinar angeknüpft und mit Beispielen aus der Schweiz gezeigt, wie Ortskerne beispielsweise durch eine Begegnungszone oder ein enges, zusammenhängendes Fußwegnetz aufgewertet werden können. Für einiger dieser Vorschläge muss jetzt aber erst der Bund, bzw. die bayerische Landesregierung aktiv werden.

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