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25.09.21 –
Persönliche Eindrücke vom GRÜNEN-Wahlkampfhöhepunkt in Leipzig
Ich war letzte Woche gerade zufällig in Leipzig, um dort einen Teil meiner Familie zu besuchen und stieß beim gemeinsamen Schlendern durch die bunt-plakatierte Altstadt natürlich auch auf GRÜNEN-Plakate. Anders als bei den Plakaten hier auf dem Dorf war unter den meisten grünen Plakate noch ein zusätzlicher Aufkleber angebracht, der darauf hinwies, dass am Freitag, den 17.09. um fünf Uhr sowohl Annalena Baerbock, als auch Robert Habeck auf dem zentralen Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platz (bekannt vor allem für seine Rolle in der Friedlichen Revolution) an einer großen Wahlkampfveranstaltung teilnehmen würden. Wie spannend! Für mich – aufgewachsen auf dem Land – war das eine seltene Chance, unkompliziert bei einer solchen, großen politischen Veranstaltung dabei zu sein und somit sogar beiden Parteivorsitzenden auf einmal zu begegnen, denn meistens sind die beiden im Wahlkampf getrennt unterwegs. Das konnte ich mir also nicht entgehen lassen.
Gesagt, getan! Pünktlich um kurz vor fünf stieg ich also in eine S-Bahn Richtung Leipzig-Zentrum und war so früh genug am Wilhelm-Leuschner-Platz, um noch einen Platz in unmittelbarere Nähe zur Bühne zu haben. Kurz darauf ging es dann schon mit den ersten Reden los. Zu Beginn stellten sich die zwei jungen und motivierten Leipziger Direktkandidatinnen vor und berichteten von ihren persönlichen Erfahrungen und Beweggründen für ein Direktmandat zu kandidieren. Dabei stellen sie besonders ihre Ziele für Leipzig in den Fokus. Es folgte ein Gastauftritt des Spitzenduos der tschechischen GRÜNEN, die ihrerseits von der bevorstehenden Parlamentswahl in Tschechien und den dortigen Herausforderungen für ihre Partei berichteten. Speziell das gute Verhältnis der sächsischen GRÜNEN zu ihren tschechischen Nachbarn wurde von den beiden positiv hervorgehoben. Man wünschte sich anschließend gegenseitig viel Glück für die kommenden Wahlen und ließ den nächsten Redner die Stufen der Bühne vor der Leipziger Stadtbibliothek erklimmen – Robert Habeck ergriff das Wort.
Der Co-Vorsitzende der GRÜNEN machte in seiner Rede vor allem darauf aufmerksam, dass sich Klimaschutz und Freiheit eben nicht, wie oft behauptete, gegenüberstünden, sondern, dass Freiheit in Zukunft nur durch konsequenten Klimaschutz gewährleistet werden könne. Dabei berief er sich auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, das dieses Jahr ambitioniertere Klimaschutzzeile gefordert hatte, um auch den folgenden Generationen noch ein Leben in Freiheit zu ermöglichen. Auch seine rhetorischen Fähigkeiten stellte Robert Habeck durch gezielte Sticheleien und durch gekonnte ironische- bzw. jugendlich-moderne Floskeln unter Beweis. Ich habe ihm dadurch sehr gerne zugehört und mich besonders in meiner Position als junger Erwachsener ernsthaft verstanden und angesprochen gefühlt.
Um die Veranstaltung etwas aufzulockern und um dem Publikum Zeit zu geben, über das Gehörte noch einmal nachzudenken, stellte sich nun kurz Starpianist (und GRÜNEN-Mitglied) Igor Levit vor und bereicherte die Veranstaltung durch zwei live-performte Klavierstücke. Daraufhin berichtete Igor Levit von seiner Motivation den GRÜNEN beizutreten und forderte einen intensiveren Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus und Intoleranz. Er hielt ein kurzes aber sehr persönliches Plädoyer für ein gemeinsames Europa und für die bedingungslose Einhaltung der Menschenrechte, auch und vor allem an Europas Außengrenzen!
Als letzte betrat nun unsere GRÜNE Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock die Bühne. Von Anfang an konnte man bei ihr deutlich ihre Motivation und ihren Ehrgeiz ablesen, mit dem sie eine Veränderung in Politik und Gesellschaft anstrebt und auch ihre Freude über die große Teilnehmerzahl verbarg sie nicht. Mit viel Energie und Herzblut sprach sie über Kinderarmut, einen fairen Mindestlohn, die wichtige Rolle von Bildung und Digitalisierung in unserer Zeit und die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Vor allem vom stark-vertretenen jungen Publikum erntete sie damit großen Zuspruch. Dann widmete sie sich ihrem GRÜNEN-Kernthema: Klima- und Umweltschutz. Hier wurde es für mich als Bayer nun etwas unangenehm, denn zurecht kritisierte Annalena Baerbock die teilweise Sonderstellung Bayerns im Hinblick auf die erforderliche Energie- und Verkehrswende. Sie griff die 10-H-Regel und die Fehler des CSU-Verkehrsministers Scheuer direkt und indirekt an und bekam dafür viel Applaus aus dem überwiegend sächsischen Publikum (ich klatschte zwar mit, stand dabei aber auch etwas verlegen inmitten der Menge). Immer wieder betonte Annalena Baerbock die Relevanz eines Aufbruchs, der jetzt wichtiger denn je sei, denn die folgende Regierung sei die letzte, die noch aktiv gegen die Klimakrise vorgehen könne. Ich bin sicher, dass Annalena Baerbock durch ihr stets ambitioniertes und überzeugtes Auftreten ihren Mut zur Veränderung mit den Anwesenden teilen konnte. Abschließend forderte sie die Menge dazu auf, das Erlebte und Gehörte mit in die Familie und den Freundeskreis zu tragen. Ziel sei es eine konstruktive Debatte anzustoßen und noch unentschlosse Wähler:innen auf die wichtigen Zukunftsentscheidungen aufmerksam zu machen und sie so zu einer verantwortungsvollen Wahl zu animieren.
Nach dem schließlich der begeisterte Applaus langsam abebbte, hatten das Publikum die Möglichkeit, den Kandidat:innen noch näher zu kommen. Robert und Annalena machten Selfies, beantworteten persönliche Fragen von interessierten Zuschauer:innen und kamen so mit einigen Leuten noch etwas intensiver ins Gespräch. Auch ich nutzte diese Chance, um mir ein genaueres und eigenes Bild von den Beiden zu machen und lauschte aufgeregt den beginnenden Diskussionen, in denen man durch den engeren und direkten Kontakt zwischen Spitzenpolitiker:in und „einfachen Zuhörer:innen“ mit beruhigtem Gewissen feststellen konnte: Auch Annalena Baerbock und Robert Habeck sind nur Menschen aus Fleisch und Blut, die nicht nur Reden halten, sondern sich auch konkret in die Lebenssituationen der Menschen hineinversetzten und mit ihnen mitfühlen können.
Gefreut hat mich auch die Vielfalt und Diversität des großen Publikums. Wie erwartet und erhofft waren viele Gleichaltrige mit bei der Veranstaltung: Studierende, Schülerinnen und Schüler verschiedener Klassenstufen und junge Erwachsene mit und ohne Nachwuchs. Aber auch Rentnerinnen und Rentner sowie Menschen mittleren Alters (mal mit Anzug und Krawatte, mal in Sportkleidung) standen gespannt vor der Bühne, um den GRÜNEN Kandidat:innen zuzuhören. Diese breite Masse der Gesellschaft vor Ort zu sehen und gemeinsam, als vielfältige Gesellschaft ein Ziel zu verfolgen, hat mich persönlich sehr motiviert und mich in dem Gefühl unterstützt, dass eine Veränderung durchaus möglich ist und dass bereits viele Menschen dabei sind, diese Veränderung mitzutragen. Der regelmäßige gemeinsame Applaus erzeugte ein ermutigendes Gefühl eines fairen Miteinanders voller Energie und Tatendrang. Die inspirierenden und ehrgeizigen Reden haben mir zudem Mut gemacht, mich weiter für nachhaltige und gerechte, eben einfach für GRÜNE Politik einzusetzen. Mir hat nicht nur dieser Abend einmalig sehr gut gefallen, er hat mich auch längerfristig bestärkt, in meiner Hoffnung auf eine verantwortungsvolle und tolerante Gesellschaft, die das Klima schützt, um Zukunft zu sichern.
Jonas Petri