Weiße Rose Gedächtnisvorlesung am 06.02.2023

07.02.23 –

Am 06.02.2023 hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an der Ludwig-Maximilians-Universität in München die weißen Rose Gedächtnisvorlesung, in der an die Aktionen der Widerstandsgruppe der weißen Rose und den Tod der Geschwister Scholl im Februar vor 80 Jahren erinnert wurde. Dabei steht die weiße Rose stellvertretend für das Vermächtnis aller Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer gegen das nationalsozialistische Terrorregime. Dabei appellierte er auch dafür, sich mehr für die Demokratie in Deutschland einzusetzen.

Steinmeier leitete seinen Vortrag mit geschichtlichen Details zu den Mitgliedern der weißen Rose, zu Sophie und Hans Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf und Prof. Kurt Huber, ein. Die Geschwister Scholl wurden im Februar 1943 nach einem Schauprozess zum Tode verurteilt und hingerichtet – auch die anderen Mitglieder der weißen Rose bezahlten ihren Kampf gegen das Nazi-Regime mit ihrem Leben. Noch heute gilt ihnen eine Dauerausstellung im Hauptgebäude der LMU München. Außerdem sind ihnen wichtige Plätze vor dem Hauptgebäude und das politikwissenschaftliche Institut der LMU gewidmet.

Anfang 1943 verteilten Hans und Sophie Scholl Flugblätter im Lichthof der LMU, in welchen sie zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus und den zweiten Weltkrieg aufriefen. Dabei wurden sie entdeckt und anschließend verhaftet. Symbolisch legte Steinmeier daher vor seiner Rede im Audimax, dem größten Hörsaal der LMU, einen Kranz im Lichthof der Universität nieder.

Doch Steinmeier nutze die Gedächtnisvorlesung nicht nur für einen Rückblick auf die weiße Rose und ihrer Bedeutung für die deutsche Geschichte, sondern warf auch einen Blick auf unsere Gesellschaft heute und in der Zukunft. Er appellierte dafür, die Ukraine weiterhin zu unterstützen, um so gegen den Völkerrechtsbruch Russlands klar Stellung zu beziehen und nicht tatenlos wegzusehen – auch, wenn diese Haltung eventuell negative wirtschaftliche Konsequenzen (wie etwa die Inflation) für uns bedeutet.

Der Bundespräsident lobte in diesem Zusammenhang auch das Engagement unterdrückter Gruppen in anderen Ländern, so etwa die Proteste der Frauen im Iran oder die Menschenrechtsbewegung in Belarus.

Außerdem macht er vor allem den jungen Studierenden Mut, sich politisch und gesellschaftlich zu engagieren und so für die Werte unserer freiheitlichen Demokratie einzutreten. Auch wenn es in Diskussionen mit anderen durchaus anstrengend sein kann, für seine Überzeugungen einzustehen, dürfe man trotzdem nicht aufhören, aufeinander zuzugehen und einander zuzuhören. Denn auch wenn wir in Deutschland aktuell in einer freiheitlichen Demokratie leben, in der der Mut der weißen Rose nicht mehr nötig ist, so ist unsere Demokratie trotzdem nicht selbstverständlich. Um unsere Gesellschaft vor Demokratiefeinden zu schützen bedarf es auch heute noch einer wehrhaften Demokratie. Diese können wir als Gesellschaft stärken, indem wir mitdenken und uns für unsere Demokratie einsetzen und engagieren.  

Zum Schluss seiner Rede richtete sich Steinmeier noch einmal an die jungen Studierenden. Er ermutigte sie dabei, sich dafür einzusetzen, auch zukünftigen Generationen einen noch lebenswerten Planeten zu hinterlassen und so unseren Kindern ein erfülltes und gutes Leben zu ermöglichen. Dafür müsse man den Klimawandel aufhalten. Allerdings betonte der Bundespräsident auch, dass gesellschaftliche Veränderungen in einer Demokratie wie der unseren immer von einer Mehrheit der Bevölkerung getragen werden müssten. Dafür seien Kompromisse notwendig. Denn komplizierte Probleme und einfachste Antworten, das ginge nur selten zusammen und noch seltener würden daraus dann auch gute Lösungen werden. Trotzdem rief Steinmeier dazu auf, sich vielseitig für unsere Demokratie und eine freiheitliche Gesellschaft zu engagieren und gegen Hass, Antisemitismus, Rassismus und andere Diskriminierung aufzustehen und die Stimme zu erheben. Das alles, in der Hoffnung, „dass nur wieder junge Menschen in Deutschland ihr Leben opfern müssen, für Freiheit und Humanität“.


Die gesamte Vorlesung kann auf dem YouTube-Kanal der LMU bzw. auf lmu.de nachträglich angesehen werden.

Zur Aufzeichnung der Vorlesung des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier: www.lmu.de/de/newsroom/newsuebersicht/news/unsere-geschichte-muss-uns-mahnung-sein-fuer-gegenwart-und-zukunft..html (Stand 07.02.2023)

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